Ulrike Maria Stuart

 

Hörspielfassung von Jelineks Theatertext

Ul­ri­ke Ma­ria Stuart (2006)

Bearbeitung:

Le­on­hard Kop­pel­mann

Produktion

Musik

Teil 1: Kein schöner Land in dieser Zeit , Text und Komposition:

An­ton Wil­helm Flo­ren­tin von Zuc­cal­maglio

.

Teil 2: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten (Loreley) , text:

Hein­rich Hei­ne

, Komposition:

Fried­rich Sil­cher

.

Teil 3: In einem kühlen Grunde , text:

Jo­seph von Ei­chen­dorff

, Komposition:

Fried­rich Glück

.

Gesang: Mitglieder des

Vo­kal En­sem­bles Mün­chen

.

Erstsendungen

  • 13.4.2007

  • 22.4.2007

    Teil 2

  • 27.4.2007

  • Dauer: 58 min (Teil 1), 57 min 47 sec (Teil 2), 57 min 54 sec (Teil 3)

     

    Das Hörspiel

    Ul­ri­ke Ma­ria Stuart

    wurde vom Bayerischen Rundfunk in drei aufeinanderfolgenden, jeweils ungefähr gleich langen Teilen produziert. Die von Jelinek gelesenen Regieanweisungen sowie eine Klangcollage aus historischen O-Ton-Radiomeldungen rund um die Inhaftierung von AktivistInnen der RAF (

    Ro­te-Ar­mee-Frak­ti­on

    ), metallischem Hämmern und einem Chor, der Gedichtvertonungen der deutschen Romantik singt, umrahmen die Passagen der SprecherInnen. Mehrere Textsequenzen (z.B. jene der Prinzen im Tower und einzelne Sätze aus dem Chor der Greise) werden im Chor gesprochen. Die Aufteilung der Stimmen im Theatertext wurde im Hörspiel weitgehend übernommen. Wie der Theatertext reflektiert das Hörspiel, ausgehend von den Konflikten innerhalb der RAF, die Ereignisse des Deutschen Herbstes 1977 (

    Deutsch­land

    ) und das Spannungsfeld von politischem Widerstand (

    Po­li­tik

    ),

    Ter­ro­ris­mus

    und

    Ge­walt

    .

     

    Jelinek: 2. Teilstück

    Bemerkung: Es steht nicht der reine Mensch vor uns, sondern seine Absonderung und seine Absonderlichkeit, wie Gestank, der ihn umweht; es darf keinesfalls vornehm oder dichterisch sein, es muß alles runter runter runter. Runter die Hosen, runter die Röcke! Die Königinnen können über ihrer Kleidung etliche schmutzige, befleckte Unterhosen tragen, die sie sich runterreißen, das ist nur ein Beispiel. Oder man denke in der Bildenden Kunst an Mike Kelley und Paul McCarthy!, dessen riesige Köpfe, die sie verkehrt aufgesetzt haben, so dqß sie sich selber huckepack tragen, denn sie sind ja nicht sie selber, sie tragen sich, aber eben: verkehrt rum.

    Gudrun: Jetzt weiß ich nicht mal mehr, wer aus mir spricht. Bin ich die eine oder diese andre? Was bestimmt mir ist: Ich bin die Königin.

    Engel aus Amerika: Ich sage, Irrtum ist mir lieber als die Illusion.

    Ich sage, Irrtum ist mir lieber als die Illusion.

    Ich sage, Irrtum ist mir lieber als die Illusion.

    Gudrun: Der Kinderkönig ist gerettet durch der Frauen Hand, er ist befreit, na Gott sei Dank, es hat sich kaum gelohnt, denn bald, ganz bald wird er schon tot sein, so wie wir, das ist die letzte Freiheit, die wir dann noch haben, auch die Denkerin schon längst hingerafft, weil sie nichts tickt.

    Ulrike: Königin, hilf! Sprich mit mir! So hilf mir doch! Sprich doch mit mir, ein einzges Mal! Warum sprecht ihr nicht mehr mit mir, Grete? Hans? Wer auch immer? Sprecht! Wo seid ihr? In der Nachbarzelle? Unter meiner, ober meiner gilt nicht, über meiner unter meiner sieht man nichts! Sprecht mit mir, flachst wenigstens mit mir am Fenster, Königin, wo bist du, denn ich seh dich derzeit nicht? Sprichst du schon wie dein Baby, das heißt so haßerfüllt wie alle Kinder gegen ihre Eltern? Nein. Warum wollt fertigmachen ihr mich jetzt? Was hab ich euch getan? Durch falsches Zeugnis glaubte niemals ich zu retten mich, was also werft ihr mir jetzt vor?

    aus: Leonhard Koppelmann: Ulrike Maria Stuart. Hörspieltyposkript, Bayerischer Rundfunk 2007.

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